Datenerhebung und Informationsaustausch werden in einer immer internationaler werdenden Branche immer wichtiger. Welche Rolle die Vereinigung EPRO dabei spielt und wo die Schwerpunkte der zukünftigen Arbeiten liegen, darüber haben wir mit EPRO-Manager Mike Jefferson gesprochen. Ein neues Interview unserer Reihe #RIGKnachgefragt.
Herr Jefferson, können Sie die Geschichte und den Zweck von EPRO einmal kurz erläutern? Wie ist EPRO entstanden? Was genau ist die Aufgabe? Und wofür steht die Abkürzung?
EPRO steht für „European Association of Plastics Recycling and Recovery Organisations“ [Europäischer Verband der Organisationen für Kunststoffrecycling und -rücknahme] und wurde vor 25 Jahren gegründet. Zu einer Zeit also, als das Kunststoffrecycling noch in den Kinderschuhen steckte und jeder auf der Suche war nach den besten Möglichkeiten, diese Materialien zu sammeln, zu sortieren und zu recyceln. Daher ist es das Ziel von EPRO, Wissen und bewährte Verfahren auszutauschen, um die Entwicklung auf internationaler Ebene zu unterstützen. Und das ist bis heute der Hauptzweck geblieben, denn der Sektor entwickelt sich stetig weiter und hat sich höhere Recyclingziele gesetzt. Es besteht ein ständiger Bedarf an effizienten Lösungen und am Austausch von Praxisbeispielen, ob innerhalb und außerhalb Europas oder unter den Mitgliedern. Die Mitglieder von EPRO sind bunt gemischt. Bei einem Teil von ihnen handelt es sich um EPR-(Expanded Producers` Responsibility) Unternehmen für die Bereiche Verpackungen oder Agrarkunststoffe aus der Landwirtschaft. Einige sind Pflicht EPRs, andere freiwillige EPR-Systeme. Eine Vielzahl der Unternehmen ist im jeweiligen Land für die Sammlung von Kunststoffen zuständig. Es gibt auch Organisationen aus dem Bereich technisches Kunststoffrecycling, die die EPR-Systeme in ihren Ländern technisch unterstützen.
Ein Blick auf die Website zeigt, dass auch Firmen aus Kanada, Neuseeland und Südafrika als Mitglieder von EPRO genannt werden. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?
Wie der Name schon sagt, wurde EPRO ursprünglich als europäische Organisation mit ausschließlich europäischen Mitgliedern gegründet. Im Laufe der Zeit erlangte EPRO aber auch außerhalb Europas Bekanntheit und Organisationen mit ähnlichen Zielen äußerten den Wunsch, mitzumachen, um Best Practices und Wissen auszutauschen. Dadurch begann die Organisation, in andere Teile der Welt zu expandieren, insbesondere mit der zunehmenden Bedeutung von EPR. Wie Sie auf der Website schon gesehen haben, haben wir zum Beispiel mehrere Mitglieder in Kanada. Andere Mitglieder stammen als Südafrika oder Neuseeland.
Bedenkt man, dass Sie Dachverband mehrerer nationaler Organisationen sind, ist EPRO auch Mitglied in einer bestimmten Organisation, die sich auf EPR-Themen oder Recycling als solches spezialisiert hat?
EPRO gehört keinem anderen EPR-Verband an. Wir arbeiten aber sehr eng mit anderen europäischen Verbänden zusammen, auch im Bereich EPR, und haben einige gemeinsame Mitglieder. So kooperieren wir zum Beispiel Seite an Seite mit EXPRA und PROsPA. Deshalb bieten wir von Zeit zu Zeit gemeinschaftliche Webinare an, z. B. zu Themen von gemeinsamem Interesse. Zudem sind wir ebenfalls auf anderen Plattformen aktiv, insbesondere innerhalb Europas. So sind wir Mitglied von PCEP, der Plattform für die Polyolefinkreislaufwirtschaft, die sich speziell mit Polyolefinkunststoffen und deren Kreislauffähigkeit befasst. Andere EPRO-Mitglieder, darunter auch ich, sind in vielen verschiedenen Arbeitsgruppen aktiv. EPRO ist außerdem an anderen europäischen und internationalen Plattformen wie der Circular Plastics Alliance (CPA) beteiligt.
Sie sind in Brüssel ansässig. Können Sie beziffern, wie viel Zeit Sie in die Lobbyarbeit mit der Politik und der Europäischen Union investieren? Oder konzentriert sich Ihre Arbeit mehr auf die Verbandsseite in Bezug auf Recycling?
Ich würde EPRO nicht als Interessenvertretung oder Lobbyorganisation in dem Sinne beschreiben, wie einige andere Handelsverbände diese Begriffe verwenden. EPRO lässt sich am besten als ein technisches Fachnetzwerk beschreiben, in dem Erfahrungen und Best Practices in Bezug auf die praktischen und betrieblichen Aspekte des Sammelns, Sortierens und Recycelns von Kunststoffen ausgetauscht werden. Aber natürlich ist klar, dass das Kunststoffrecycling in Europa in den letzten 30 Jahren von der Politik und der Gesetzgebung beeinflusst wurde. Dadurch wird auch das Kunststoffrecycling in anderen Teilen der Welt gefördert. Gegenwärtig besteht auf politischer Ebene ein erhebliches Interesse am Thema Kunststoffe.Es werden viele neue Rechtsvorschriften erlassen sowie die Umsetzung bestehender Richtlinien auf Ebene der Mitgliedstaaten fortgesetzt. Ich möchte Ihnen ein Beispiel dafür nennen: Die überarbeitete Abfallrahmenrichtlinie von 2018, die Mindestanforderungen für EPR-Systeme enthält, befindet sich in einigen Teilen Europas noch in der Umsetzung. Weitere Überarbeitungen der Abfallrahmenrichtlinie und der Verpackungs- und Verpackungsabfallrichtlinie laufen ebenfalls. Diese werden für die EPRO-Mitglieder, insbesondere in Europa, von großer Bedeutung sein und Themen wie recycelte Inhalte, Verpackungsreduzierung, Wiederverwendung und Messpunkte für das Recycling behandeln. Aufgrund der Wichtigkeit dieser Themen leistet EPRO einen Beitrag zu ihrer Weiterentwicklung, insbesondere aus technischer Sicht. Zu meinen Aufgaben gehört es, zu verstehen, was auf politischer Ebene und im Zusammenhang mit der Überarbeitung von Rechtsvorschriften passiert, und EPRO dieses Wissen zur Verfügung zu stellen, damit jeder informiert ist. Meiner Einschätzung nach ist es wichtig, unser technisches Fachwissen in diese überarbeiteten Gesetze und die politischen Entscheidungsprozesse einzubringen. Wichtig ist meiner Meinung nach auch, das in EPRO vorhandene Fachwissen in den politischen Entscheidungsprozess einfließen zu lassen, um sicherzustellen, dass der Input aus der Branche kommt und dass Politik und Gesetzgebung auf dem neuesten Stand sind.
Was die Zahlen betrifft – veröffentlichen Sie als EPRO einen speziellen Bericht mit Statistiken Ihrer Mitgliedsverbände?
Nicht direkt als EPRO, aber EPRO-Mitglieder liefern bereits seit vielen Jahren Content zum Plastics Europe-Bericht über Kunststoffe und Kunststoffrecycling. Dieser Bericht deckt alle Länder in Europa ab, plus drei weitere (Großbritannien, Norwegen, Schweiz). EPRO ist außerdem aktiv an der Bereitstellung von Daten aus den Ländern beteiligt, in denen wir Mitglieder haben. Der Plastics Europe Report ist die führende Veröffentlichung mit Daten unserer Mitgliedsverbände. Wir stellen auch Daten für andere Verbände zur Verfügung, wie die Circular Plastics Alliance (CPA), und arbeiten gelegentlich mit anderen Verbänden wie EXPRA zusammen. EPRO ist sehr aktiv bei der Bereitstellung von Informationen für die CPA, sowohl im Bereich Verpackungen als auch im Bereich der in der Landwirtschaft genutzten Kunststoffe. Insgesamt arbeiten wir viel an der inhaltlichen Betreuung von Berichten befreundeter Verbände um Statistiken und Datenerfassung zu generieren.
Können Sie uns ein wenig über Ihre täglichen Aufgaben als Manager von EPRO erzählen?
Wie bereits erwähnt, besteht aus meiner Sicht die Hauptfunktion von EPRO darin, Wissen und Best Practices sowie Erkenntnisse weiterzugeben, damit jeder in seinem Land Zugang zu Daten und Informationen hat und diese so anwenden kann, wie es am besten zu den Gegebenheiten im jeweiligen Land passt. Zu meinen Aufgaben gehören die Moderation und Koordination der verschiedenen Arbeitsgruppen und Sitzungen, die innerhalb von EPRO stattfinden. Wir bieten verschiedene Gelegenheiten, bei denen sich die Mitglieder treffen und Informationen und Erfahrungen austauschen können. Regelmäßig organisieren wir zwei Mitgliederversammlungen pro Jahr. Es gibt auch unterschiedliche Arbeitsgruppen, die sich mit spezifischen Themen befassen. Zum Beispiel eine technische Arbeitsgruppe, die sich mit Themen wie Verpackungen und in der Landwirtschaft genutzten Kunststoffen beschäftigt. Außerdem haben wir eine Handels- und Exportgruppe, die besonders interessant ist für Unternehmen aus dem Feld der gewerblichen und industriellen Verpackungen. EPRO würde es zwar begrüßen, wenn die Ressourcen in Europa bleiben würden, aber die Realität sieht derzeit noch so aus, dass ein Teil des Materials außerhalb Europas fließt. Diese Gruppe beschäftigt sich mit der Frage, wie Rückverfolgbarkeit und umweltgerechtes Management am besten gewährleistet werden können. Zum Beispiel durch Auditing.
Außerdem gibt es eine Arbeitsgruppe für in der Landwirtschaft genutzte Kunststoffe, deren Vorsitz RIGK innehat. Wir organisieren Webinare mit Podiumsdiskussionen zu bestimmten Themen und veranstalten Workshops zu wichtigen aktuellen Fragen. Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Ich denke, ein zentraler Teil meiner täglichen Aufgaben ist die Koordinierung und Moderation dieser Treffen und Foren, um zu gewährleisten, dass sie gut ablaufen, dass die Themen auf die richtige Art und Weise präsentiert werden, dass die geeigneten Themen ausgewählt werden und ihnen die richtige Aufmerksamkeit zuteilwird. Darüber hinaus gehört auch die allgemeinere Verbreitung von Informationen zu meinen Aufgaben, um sicherzustellen, dass die Mitglieder auf dem Laufenden gehalten werden. Hier in Brüssel finden verschiedene Treffen statt, zum Beispiel mit anderen Verbänden oder Plattformen wie der Circular Plastics Alliance. EPRO ist auch Gründungsmitglied von EuCertPlast, dem Zertifizierungssystem für Kunststoffverwerter. Wir sind ebenfalls aktiv in der EPBP, der europäischen Plattform für PET-Flaschen mit dem Schwerpunkt des recycling-optimierten Designs. Da es für einzelne Mitglieder schwierig ist, persönlich an all diesen Treffen teilzunehmen, ist es ein wichtiger Teil der Arbeit von EPRO, in ihrem Namen zu berichten. Um die Mitglieder über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, gibt es seit diesem Jahr das „EPRO-Update“. Wir veröffentlichen dieses Update alle zwei Wochen und versuchen, den Mitgliedern in kurzer und komprimierter Form die Informationen zukommen zu lassen, von denen wir glauben, dass sie für sie von Interesse sind. Dabei handelt es sich nicht nur um Informationen aus meinem Tätigkeitsbereich, sondern auch um Informationen anderer Mitglieder, so dass ein Informationsaustausch in beide Richtungen stattfindet. Neu ist auch ein webbasiertes System, das wir zum Aufbau einer Wissensbibliothek und zur gründlicheren Betrachtung bestimmter Themen nutzen. Alle diese Themen beschreiben meine Schlüsselrolle bei EPRO, vor allem die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und Branchenplattformen im Namen von EPRO.
All die Punkte, die Sie gerade genannt haben - Informationen und Erfahrungen mit allen Mitgliedern zu teilen und auszutauschen. Machen Ihnen diese Aufgaben bei Ihrer Arbeit und Ihrer Position bei EPRO am meisten Spaß?
Auf jeden Fall. Der tägliche Kontakt mit den Mitgliedern, das Verständnis für die Vorgänge in den verschiedenen Ländern und der Austausch dieses Wissens unter den Mitgliedern. Das ist ein sehr schöner Aspekt meiner Aufgabe. Wie ich bereits erwähnt habe, steht das Thema „Kunststoffe“ auch im Mittelpunkt der europäischen und internationalen Abfall- und Recyclingpolitik. Das ist in Europa mittlerweile ganz deutlich. Wir sehen das auch auf dem amerikanischen Kontinent, von Kanada bis in den Süden von Chile. Und in Asien ist es ebenfalls so, deshalb steht das Thema Plastik im Mittelpunkt der Abfall- und Recyclingdiskussion. Die Beschäftigung mit einem so wichtigen, dynamischen und interessanten Thema ist aus persönlicher Sicht ein sehr angenehmer Teil meiner Position. Vor allem im Hinblick auf kontinuierliches Lernen und die Weitergabe dieses Wissens.
Würden Sie uns etwas über Ihren beruflichen Hintergrund erzählen?
Ich bin seit meinem Studienabschluss, also jetzt seit insgesamt 30 Jahren, im Abfall- und Recyclingsektor tätig. Zu Beginn war ich 17 Jahre lang in operativen und kaufmännischen Funktionen in der Branche tätig und hatte zudem Aufgaben im Bereich der Herstellerverantwortung im Vereinigten Königreich. Als ich vor 13 Jahren nach Brüssel zog, begann ich als Berater zu arbeiten. Und diese Beratungstätigkeit baut auf meiner Arbeit in der Industrie auf, zum Beispiel auf einer Vielzahl von operativen, technischen und kommerziellen Beratungen und zunehmend auch auf Politik und Gesetzgebung. Außerdem bin ich als Berater für andere europäische Verbände tätig. EXPRA beispielsweise habe ich ja bereits erwähnt. Ich wirke auch bei CEFLEX mit, die sich mit der Kreislauffähigkeit von flexiblen Haushaltsverpackungen befassen. Und ich denke, dass die Verbindung dieser Arbeit ebenfalls dazu beiträgt, Wissen zu teilen und zu erhalten und Netzwerke zwischen den verschiedenen Verbänden aufzubauen, damit die Menschen so viel wie möglich davon und von der Mitgliedschaft in ihren Verbänden profitieren können.
Sie haben die Zusammenarbeit mit RIGK erwähnt. Arbeiten Sie eng mit RIGK zusammen? Und welche Verbindung haben Sie allgemein zu diesem Unternehmen?
Ich persönlich kenne RIGK schon seit vielen Jahren, Jan Bauer habe ich ungefähr vor zehn Jahren kennen gelernt. RIGK ist ein wichtiges und aktives Mitglied von EPRO. Jan Bauer sitzt im Vorstand von EPRO und leitet die Arbeitsgruppe für in der Landwirtschaft genutzte Kunststoffe. RIGK ist sehr aktiv darin, seine Erfahrungen und sein Wissen mit anderen Mitgliedern zu teilen. Ich würde sagen, dass RIGK mich auch persönlich in meiner Rolle sehr unterstützt hat. Alles in allem ist es also eine sehr positive und erfolgreiche Zusammenarbeit.
EPRO
Mike Jefferson, Manager EPRO
mike.jefferson(at)epro-plasticsrecycling.org
RIGK GmbH
Jan Bauer, Geschäftsführer
EPRODann rufen Sie uns einfach an oder senden Sie uns eine E-Mail! Ihr Ansprechpartner hilft Ihnen gerne persönlich weiter mit zusätzlichen Informationen und berät Sie zu all Ihren Rücknahme- und Recyclingthemen.