ERDE ist das bundesweite Rücknahme- und Verwertungssystem für Erntekunststoffe in Deutschland, das – aus einer freiwilligen Industrieinitiative entstanden – aktiv zu nachhaltiger Agrarwirtschaft in der Futtermittelproduktion und im Obst- und Gemüseanbau beiträgt. Hersteller, Landwirte, Sammelstellen-Betreiber – alle Beteiligten übernehmen gemeinsam Verantwortung und sorgen dafür, dass Erntekunststoffe über stoffliche Verwertung erfolgreich in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt werden. Recycling schont Ressourcen und ist aktiver Klimaschutz! Wie das genau funktioniert, erklärt der Systemverantwortliche Boris Emmel in unserer Reihe. #RIGKnachgefragt
Was ist das ERDE-SYSTEM und wie funktioniert es?
Die IK-Initiative ERDE steht für Erntekunststoffe Recycling DEutschland und wurde 2013 von ursprünglich vier Folienherstellern gegründet. RIGK agiert bei ERDE als Systembetreiber und die IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. ist der Dachverband der Initiative. Die Hersteller haben die Gründung damals auf freiwilliger Basis eingeleitet und Verantwortung übernommen. Mittlerweile ist der Kreis der Hersteller stark gewachsen, sodass derzeit 21 Unternehmen an der Initiative teilnehmen. Das sind mehr als 85% der am Markt agierenden Hersteller von Silo- und Stretchfolien, die sich ihrer Verantwortung stellen.
Wie schon angedeutet ist ERDE ein Rücknahmekonzept für Agrarkunststoffe in Deutschland. Dazu gehören zu einem großen Teil die in der Landwirtschaft eingesetzten Agrarfolien, wie Silagestretch-, Flachsilo-, Unterzieh- oder Spargelfolien, aber auch Pressengarne und Rundballennetze werden über das ERDE-System zurückgenommen.
Dem ERDE-SYSTEM kann jeder Hersteller oder Inverkehrbringer von Agrarkunststoffen, der in den deutschen Markt liefert, als Mitglied beitreten. Jeder Lohnunternehmer und Landwirt, der diese Produkte nutzt, kann seine gebrauchten Erntekunststoffe an einer ERDE-Sammelstelle abgeben. Die Rücknahme und Verwertung der Materialen wird hierbei von den Herstellern finanziell unterstützt.
Natürlich ist im Sinne der Kreislaufwirtschaft und des Umweltschutzes das absolut maximale Ziel, dass alle in den Verkehr gebrachten Kunststoffe auch nach der Nutzung wiederverwertet werden. Mit dem ERDE-SYSTEM sind wir 2020 erfreulicherweise im Bereich Silo- und Stretchfolien schon bei über 50 Prozent recycelter Menge im Verhältnis zur in den Verkehr gebrachten Menge. Aus unserer Sicht ist es durchaus erstrebens- und wünschenswert, wenn sich auch die letzten verbliebenen Unternehmen, die noch nicht teilnehmen, der Initiative anschließen, um gemeinsam die Sammelmenge und das Recycling weiter auszubauen.
Die Rolle von RIGK im Gesamtsystem hatte ich schon kurz angedeutet. Wir sind Systembetreiber der Initiative. RIGK war an der Systementwicklung aktiv beteiligt, ist aber im engsten Sinne dafür zuständig, die operative Rücknahme zu organisieren. Anders als bei den klassischen Industriesystemen der RIGK, wie dem RIGK-, RIGK-G-SYSTEM oder dem RIGK-PICKUP-SYSTEM, bei denen wir auch der Inhaber der Marke sind, ist die Marke ERDE bei der IK Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. als Dachverband angesiedelt. Er vertritt als Verband die Hersteller der Agrarkunststoffe.
Wie funktioniert ganz konkret der Prozess von der Abgabe bis zur Wiederverwertung?
Der ERDE-Recyclingprozess beginnt mit der Anwendung der Kunststoffprodukte. Danach folgt die Abgabe an der Sammelstelle, bzw. die Abholung (bei größeren Mengen) beim Endkunden. Im ERDE-SYSTEM arbeiten wir maßgeblich mit zwei großen Bereichen, aus denen die Erntekunststoffe kommen. Ein Bereich ist hierbei die Viehzucht, der hauptsächlich Milchviehbetriebe oder Betreiber von Biogasanlagen abdeckt. Der andere Bereich sind Kunststoffe, die bei der Ernteverfrühung eingesetzt werden. Hier organisiert ERDE aktuell die Sammlung von Spargel- und Lochfolien. Bei der Sammlung unterscheiden wir in sechs verschiedene Fraktionen, die sortenrein getrennt werden müssen, da die unterschiedlichen Kunststoffprodukte aus verschiedenen Kunststoffarten bestehen. Wir unterscheiden folgende Fraktionen: 1. Flachsilofolien, Unterziehfolien, Siloschläuche; 2. Silagestretchfolien, Netzersatzfolien; 3. Rundballennetze; 4. Pressengarne, 5. Spargelfolien und 6. Lochfolien.
An der Sammelstelle werden die Kunststoffe in Container umgeladen und bei einem Entsorger angeliefert, der sie dann komprimiert zu Ballen verpresst. Diese werden dann anschließend zu Verwertungsanlagen transportiert. Die einzelnen Verwertungsschritte beginnen mit dem Schreddern der Materialen und gehen dann über zu verschiedenartigen Waschprozessen, wie beispielsweise in Schwimm-Sink-Becken, bei denen die Folie dann oben schwimmt und alles was schwerer ist absinkt oder durch Trommelreinigungstechniken. Danach wird das Material wieder zu Kunststoffgranulaten extrudiert, die dann in anderen Produkten wiederverwendet werden können. Zum Punkt Wiederverwertung möchte ich betonen, dass über die Hälfte der Sammelmenge in Deutschland wiederverwertet wird und der Rest in verschiedenen Ländern innerhalb der EU, wie beispielsweise den Niederlanden. Das war von Beginn an eine klare Vorgabe, um einen Export bspw. nach Asien zu vermeiden. Die Endanwendungen, in die die aufgearbeiteten Materialen dann schließlich aufgehen, sind abhängig von der Kunststoffart. Bei den einzelnen Fraktionen handelt es sich um verschiedene Kunststoffe. So werden bspw. Silofolien aus LDPE und Stretchfolien aus LLDPE gefertigt. Deswegen ist auch die Trennung nach Fraktionen bei der Abgabe sehr wichtig, da diese dann getrennt in verschiedenen Wegen recycelt werden und in neue Produkte fließen.
Welche zusätzlichen Kriterien müssen die abgegebenen Kunststoffe erfüllen?
Generell ist es für das Recycling wichtig, dass die einzelnen Fraktionen separat voneinander gesammelt und abgegeben werden müssen, wie schon zuvor gesagt. Die Folien müssen zudem besenrein und von grobem Schmutz befreit sein. Es dürfen außerdem keine Fremdmaterialien wie beispielsweise Eisen, Holz, Reifen sowie keine Garne und Netze mit Folien vermischt sein. Die Rundballennetze und Pressengarne müssen in Säcken separiert abgegeben werden. Die Säcke können die Landwirte über die Sammelstelle beziehen. Bei der Abgabe werden die Erntekunststoffe von einem geschulten Kontrolleur der Sammelstelle auf diese Kriterien hin überprüft.
Wir arbeiten hier wirklich sehr gut mit den Landwirten zusammen. Wenn die Abgabebedingungen so klar definiert sind und durch die Sammlung Kosten eingespart werden können, ist die Bereitschaft der Landwirte sehr hoch, ihren Beitrag für eine sortenreine Sammlung zu leisten. Wir machen tatsächlich größtenteils die Erfahrung, dass die Materialen gebündelt, separiert und sortenrein abgegeben werden. Hier kann ich den Landwirten nur ein großes Lob aussprechen. Die Landwirte als Nutzer des Systems leisten einen hervorragenden Beitrag, so dass dann im Endeffekt ein optimales Recycling möglich ist und ein gewichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit geleistet werden kann.
Es besteht bei dem ERDE-SYSTEM eine Kooperation zwischen vielen verschiedenen Parteien, wie Landwirten, Händlern, Lohnunternehmern oder Maschinenringen. Teilweise gibt es sogar Landjugenden, die die Betriebe mit Hängern abfahren, die Folien einsammeln und zum Sammelplatz fahren, von wo aus sie dann in die Verwertung gehen. So sammelt beispielsweise eine Landjugend in Niedersachsen jedes Jahr mehrere 100 Tonnen an Material und sorgt somit dafür, dass diese beachtliche Menge recycelt wird. Sie sehen, die Zusammenarbeit aller Parteien funktioniert wirklich sehr gut, das spiegelt die hohe Akzeptanz des ERDE-SYSTEMs wider.
Wer kann den ERDE-Service nutzen?
Jeder Lohnunternehmer oder Landwirt, der die Produkte nutzt, kann seine gebrauchten Erntekunststoffe an einer ERDE-Sammelstelle abgeben oder eine direkte Abholung bei sich vor Ort beauftragen.
Welche Endprodukte sind bereits jetzt oder in der Zukunft möglich?
Konkrete Endprodukte sind zum Beispiel weitere Folien- oder Sackanwendungen, etwa Agrar-/ Baufolien oder Müllsäcke. Auch wir als RIGK benutzen solche Regranulate für unsere Sammelsäcke, die bei unseren Sammlungen eingesetzt werden. Diese Säcke bestehen zu 100 Prozent aus Regranulaten und wiederum 70 Prozent aus Agrarfolienregranulaten. Teilweise werden Regranulate auch wieder direkt in neue, produktgleiche Agrarfolien eingearbeitet. Die Qualität der Regranulate wird immer besser, so dass der Anteil an Regranulaten in den Neuprodukten weiter gesteigert werden kann. Hier ist erfreulicherweise reichlich Bewegung im Markt und die Hersteller investieren viel Zeit und Budget in Forschung und Entwicklung.
Das ist auch das Schöne am ERDE-SYSTEM. Wir sehen hier die Möglichkeit, unseren Beitrag zum Closed-Loop-Gedanken beizutragen, sodass aus gebrauchten Folien wieder neue Folien hergestellt werden können.
Entstehen dem Endkunden Kosten bei der Abgabe der Erntekunststoffe?
Ja, die Abgabe der Folien ist kostenpflichtig. Die Rücknahme über ERDE ist aber deutlich kostengünstiger als die generelle Abgabemöglichkeit bei bspw. örtlichen Entsorgern, über die das Material dann auch häufig in die Verbrennung geht. Die Rückführung wird durch die Hersteller subventioniert, die Teilnehmer der Initiative ERDE sind. So kann dem Landwirt eine deutlich kostengünstigere Lösung angeboten werden als über die herkömmliche Entsorgung. Ein weiterer Pluspunkt des ERDE-SYSTEMs ist der Umstand, dass das Material der stofflichen Verwertung zugeführt wird. Bei den Silo- und Stretchfolien sogar mit einer Recyclingquote von 100 Prozent. So entsteht eine Win-Win-Situation für den Landwirt und die Umwelt.
Für mich ist es sehr wichtig, diesen Umstand immer wieder zu betonen. Es kommt schon das eine oder andere Mal vor, dass an den Sammelstellen die Diskussion entbrennt, dass „das eh alles in einen Topf geht und dann verbrannt wird“. Das ist aber nicht der Fall, bei den Silo- und Stretchfolien können wir glücklicherweise, bei eingehaltenen Abgabebedingungen, das komplette Material der Wiederverwertung zuführen. Dazu haben wir die Nachweise – über den gesamten Sammelzyklus hinweg bis zum letztendlichen Recycling der Kunststoffe.
Wie sieht die Rücklaufquote im ERDE-SYSTEM aus?
Hier möchte ich auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Initiative ERDE aus dem Jahr 2019 verweisen, die die Initiative an die Politik, in dem Fall an das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit übergeben hat,. In deren Rahmen hat sich die Initiative ERDE verpflichtet, 50 Prozent aller in Deutschland auf den Markt gebrachten Silo- und Stretchfolien bis zum Jahr 2020 und 65 Prozent bis zum Jahr 2022 zu sammeln und zu recyceln. Für das Jahr 2020 haben wir die angestrebten 50 Prozent bereits erreicht. Was die Recyclingqoute der gesammelten Silo- und Stretchfolien angeht erreichen wir bereits jetzt schon 100 Prozent. Da wir die vergangenen Jahre erhebliche Steigerungen verzeichnen konnten, sehen wir auch in den kommenden Jahren Wachstumspotenzial und verfolgen weiterhin ambitionierte Ziele.
Wie wurde RIGK Systembetreiber von ERDE?
Das hatte sicherlich mit der Expertise und den positiven Erfahrungen von RIGK als Systembetreiber anderer, schon länger existierender RIGK-Systeme aus dem Agrarbereich zu tun, z.B. dem PAMIRA-SYSTEM. RIGK hat ein sehr gutes Image in der Landwirtschaft und der Industrie und wächst von Jahr zu Jahr. Zudem hat RIGK auch schon vor ERDE Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt. So hatten wir gemeinsam mit Sammelpartnern bereits Lösungen angeboten, bevor die Herstellerunterstützung Teil des Systems wurde. Die Produzentenverantwortung ist dann letztendlich mit dem ERDE-SYSTEM realisiert worden.
Wie und wann sind Sie persönlich zu RIGK/ERDE gekommen und was ist Ihr Hintergrund?
Ich habe vor 15 Jahren, gleichzeitig mit dem Start meines BWL-Studiums, begonnen bei RIGK als studentische Aushilfe zu arbeiten. Der Kontakt ist damals durch das Kollegium entstanden und gestartet habe ich intern dann zunächst mit vielen Controlling-Aufgaben – auch jetzt noch ein Teil meines Verantwortungsbereiches. Zum leitenden Systemmanager des ERDE-SYSTEMs wurde ich dann durch interne Umstrukturierung, nachdem ich zuvor in der Systemverantwortung für das BEIZE-SYSTEM und in der Zeichennutzung tätig war. Bei RIGK finde ich besonders sympathisch, dass, alle Mitarbeiter auch heute noch im Unternehmen sind, die damals die einzelnen Systeme aufgebaut haben. Wir arbeiten gemeinsam an der stetigen Verbesserung der Dienstleistungen. Das ist, denke ich, schon sehr außergewöhnlich. So starteten auch weitere Kollegen als studentische Aushilfen bei RIGK und ich bin froh, damals als studentische Aushilfe die RIGK gewählt zu haben.
Was sind die größten Herausforderungen, was macht am meisten Spaß?
Die größten Herausforderungen sind gleichzeitig auch die Anreize, die meiner Meinung nach den Spaß an der Arbeit ausmachen. Dadurch, dass das Unternehmen wächst und die geordnete und strukturierte Sammlung in allen Bereichen immer wichtiger wird, gibt es natürlich auch immer mehr Aufgaben in den betreffenden Teams. Zudem setzen wir uns selbst ambitionierte Ziele, das schafft Anreize, sich bestmöglich einzubringen und die Gestaltungsspielräume die man hat, erfolgreich zu nutzen. Das ist eine Motivation, sich den Herausforderungen zu stellen, da man sie auch selbst mitprägen kann.
Ansonsten, ich hatte es ja gerade schon angedeutet, ist das gemeinsame Arbeiten und der Teamgeist in der Firma wirklich sehr gut und alle ziehen an einem Strang, um unseren Kunden die bestmögliche Dienstleistung zu bieten. Denn die Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Arbeiten ist meiner Meinung nach ein gutes Teamwork – und das ist bei RIGK definitiv gegeben und unsere absolute Stärke.
Dann rufen Sie uns einfach an oder senden Sie uns eine E-Mail! Ihr Ansprechpartner hilft Ihnen gerne persönlich weiter mit zusätzlichen Informationen und berät Sie zu all Ihren Rücknahme- und Recyclingthemen.