Das PRE-SYSTEM bietet Endverbrauchern aus der Landwirtschaft eine umfassende Lösung für die sichere Rücknahme und umweltgerechte Entsorgung unbrauchbarer Pflanzenschutzmittel und anderer Chemikalien. #RIGKnachgefragt
Für was steht „PRE“ und was kann über das PRE-SYSTEM genau abgegeben werden?
PRE® steht für „Pflanzenschutzmittel, Rücknahme und Entsorgung“ und ist eine Initiative des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA), der die Interessen der agrochemischen Industrie in Deutschland vertritt.
Über PRE können grundsätzlich alle nicht mehr brauchbaren Pflanzenschutzmittel und auch sonstige Agrarchemikalien abgegeben werden. Warum diese unbrauchbar sind, spielt hierbei im Grunde keine Rolle. Einer der Hauptgründe ist z.B., dass die Anwendung von Wirkstoffen in der EU seit Jahren verboten oder die Genehmigung von Wirkstoffen abgelaufen ist. Ein weiterer Grund für die Rückgabe kann die Überschreitung der Mindesthaltbarkeit eines Pflanzenschutzmittels sein, ähnlich wie bei Lebensmitteln. Die Produkte dürfen in diesem Fall nicht mehr verkauft werden.
Das PRE-SYSTEM ist auch offen für andere Agrarchemikalien wie Farben, Fette, Öle oder Reinigungsmittel; gemessen am Gesamtrücklauf betragen diese Stoffe aber weniger als 10 %.
Die schwierigsten Mittel im Rücklauf wegen der Beachtung besonderer Sicherungsmaßnahmen sind schwermetallhaltige arsen-/blei- oder quecksilberhaltige Materialien, die in den Sonderabfallverbrennungsanlagen eine besondere Herausforderung in der gesundheits- und umweltgerechten Vernichtung darstellen.
Wer kann an dem PRE-SYSTEM teilnehmen? Was kostet die Abgabe?
Das PRE-SYSTEM ist offen für alle gewerblichen, privaten oder industriellen Abgeber. Typischerweise handelt es sich meist um Agrarhändler, Landwirte, Gärtnereien, Weingüter oder auch die Produzenten selbst. Die Inanspruchnahme kostet den Abgeber über die Sammelstandorte aktuell 2,95 € pro Kilogramm; diesen Preis konnten wir seit mittlerweile fünf Jahren stabil halten.
Bei größeren Mengen, etwa ab einer halben Tonne, bieten wir aber ganzjährig und bundesweit auch Einzelentsorgungen an, die je nach konkretem Fall individuell durchgeführt und abgerechnet werden.
Wie ist das PRE-SYSTEM entstanden?
Vorläufer des PRE-SYSTEMs war im Jahre 2006 ein einmaliges bundesweites Projekt, ebenfalls initiiert vom IVA. Zu diesem Zeitpunkt drang immer mehr ins Bewusstsein, dass viele Pflanzenschutzmittel in Deutschland, unter anderem auch durch die Wiedervereinigung, unbrauchbar geworden waren. Diese Sonderaktion verlief dann überraschend erfolgreich, zieht man in Betracht, dass es sich um ein kostenpflichtiges Rücknahmeprojekt handelte. Durch diese Erfahrungen ermutigt, und auch durch die Selbstverpflichtung der chemischen Industrie unter der Überschrift „Verantwortliches Handeln“ (Responsible Care), hat der IVA Rückgabemöglichkeiten zur ordnungsgemäßen Entsorgung von Altbeständen ab 2013 erstmals unter dem Namen PRE geschaffen.
Ab 2016 hat RIGK die Nutzungsrechte für PRE erworben, und führt die Sammlungen seitdem auf eigene Kosten und Verantwortung durch.
Du hattest die Sammeltermine angesprochen. Wo genau finden die Sammlungen statt? Und wie kann man sich den klassischen Ablauf einer solchen Sammlung vorstellen?
Die Rücknahme findet häufig bei Agrarhändlern statt, eintägig mittels Chemikalienmobil. Die Kunden können so ihre Altprodukte an der gleichen Stelle abgeben, an der sie diese auch gekauft haben oder Neue kaufen werden. Teilweise werden auch Sammlungen in Zwischenlägern durchgeführt. Die Zwischenläger, direkt bei Entsorger-Standorten haben den Vorteil, dass sie sehr flexibel reagieren können, je nach Andrang, Menge, den einzelnen Chemikalieneigenschaften und sonstigen „Eventualitäten“. Grundsätzlich ist das PRE-SYSTEM ein Bring-System, d.h. der Endverbraucher befördert sein Material selbst an den Standort, an dem dieses dann kontrolliert, verwogen und grob - nach Aggregatzustand und Gefahrenklassen - sortiert wird. Erst nach Kontrolle und Ausstellen eines abfallrechtlichen Annahmescheins übernimmt das System die Verantwortung für das Material. Am Ende eines solchen Sammeltages erfolgt eine Nachsortierung. Ziel ist hierbei eine höhere Auslastung bei der Bereitstellung in Fässern und Transportmitteln zu erreichen. Final werden die Altlasten direkt einer thermischen Vernichtung zugeführt, ausschließlich in Sonderabfall-Verbrennungsanlagen innerhalb Deutschlands.
Die einzelnen Standorte der Sammlungen sind über Deutschland verteilt sehr selektiv ausgewählt. Woran liegt das?
Ja, das stimmt; es werden maximal 10 Sammelstandorte eingerichtet, höchstens einer pro Bundesland. Dies liegt daran, dass die Stoffströme so gebündelt werden. Damit werden ebenfalls die Kosten für die Erfassung, Bereitstellung, Transport und Entsorgung des Materials minimiert.
Für die Rücknahme von Chemikalien-Altlasten gibt es keine gesetzliche Rücknahmeverpflichtung; im Gegensatz beispielsweise zu den klassischen Industrie-Rücknahmesystemen für restentleerte Verpackungen. PRE ist ein freiwilliges Systemangebot, insofern gibt es auch keinen Finanzier, sondern das System muss sich ausschließlich über die Kostenbeiträge der Abgeber finanzieren.
Wie du schon erwähnt hattest, gehen die angelieferten Materialien ausschließlich in die Verbrennung. Also gibt es für das PRE-SYSTEM auch keine Recycling-Quote. Gibt es denn eine allgemeine Rücklauf-Quote?
Nein, eine Recycling-Quote ist beim PRE-SYSTEM entsprechend gar kein Thema, da es ja ausschließlich um die sichere, schadlose Vernichtung von Altlasten geht. Eine konkrete Rücklaufquote zu nennen, gestaltet sich beim PRE-SYSTEM ebenfalls schwierig, da es sich im Rücklauf meist um jahrzehnte-altes Material handelt, das in keinem Bezug zu den aktuellen Verkaufszahlen an Agrarchemikalien steht.
Um aber eine Größenordnung zu nennen: bis einschließlich 2021 wurden über das PRE-SYSTEM und die Vorläuferprojekte insgesamt 1.030 Tonnen Altbestände an unbrauchbaren Pflanzenschutzmitteln und Agrarchemikalien von über 10.500 Teilnehmenden zurückgenommen, umweltgerecht vernichtet und somit aus dem Stoffstrom entfernt.
Was sind die größten Herausforderungen beim PRE-SYSTEM?
Die ganze Entsorgungskette, von der Erfassung bis zur Verbrennung der Altlasten, ist - aus gutem Grund - mit Gesetzen und Vorschriften engmaschig vom Gesetzgeber belegt und wird auch entsprechend überwacht, was beim Betreiben und Durchführen des Prozesses für alle Beteiligten eine Herausforderung darstellt.
So sind beispielsweise beim Erfassen und Lagern des Materials Vorschriften aus dem Chemikalien- und Wasserrecht mit dazugehörigen technischen Regeln zu beachten; beim Transport das Gefahrgutrecht/ADR, bei der Entsorgung das Kreislaufwirtschaftsgesetz in Verbindung mit weiteren abfallrechtlichen Nachweis- und Überwachungsverordnungen.
Wie bist du persönlich zu RIGK und zum PRE-SYSTEM gekommen? Was ist deine persönliche Historie?
Ende 1999 habe ich bei RIGK begonnen, kurz vor der Einführung des RIGK-G(efahrstoff)-SYSTEMs, das im Jahre 2000 etabliert wurde. Vor meiner Zeit bei RIGK habe ich 1989 einen Abschluss in Diplom-Chemie in Aachen gemacht und war anschließend in anderen Unternehmen, ebenfalls in den Bereichen Gefahr- und Störfallstoffe tätig.
Was macht dir persönlich bei der Arbeit mit dem PRE-SYSTEM besonders Spaß und was sind deine persönlichen Ziele mit dem System für die Zukunft?
Das große Ziel bei PRE ist für mich das Betreiben eines Systems, welches sich am Ende als praxisnah für die Kunden, rechtssicher und natürlich für RIGK als wirtschaftlich herausstellen muss. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist dabei sehr wichtig. Angefangen bei den Herstellern von Agrarchemikalien, den Endkunden, den Entsorgern bis hin zu den Aufsichtsbehörden der Bundesländer. Das haben wir bisher gut umgesetzt und das soll natürlich auch in Zukunft so bleiben. Gleichzeitig sind das auch die Komponenten, die mir an der Arbeit mit PRE besonderen Spaß machen. Die RIGK- Systeme sind - flapsig gesagt - keine „Federfuchserei“, sondern eine pragmatische, bodenständige Sache, aufbauend auf einer guten Zusammenarbeit mit allen Beteiligten und einem Endergebnis, bei dem man den tatsächlichen und unmittelbaren Nutzen sieht: im Falle des PRE-SYSTEMs ist das die sichere Erfassung und rechtskonforme Vernichtung von Chemikalien-Altlasten, so dass diese zukünftig keinen weiteren Schaden für Mensch und Umwelt anrichten können.
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PRE ist eine eingetragene Marke des Industrieverbandes Agrar e.V., Frankfurt am Main
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