Wir sprachen mit „Bauer Willi“, einem der bekanntesten Blogger Deutschlands, der sich immer wieder kontrovers zu Themen rund um Landwirtschaft und Lebensmittelerzeugung zu Wort meldet. Wie man als Landwirt zu einem der bekanntesten Blogger der Republik wird und was er vom Einsatz von Agrarkunststoffen und den Recyclingsystemen wie ERDE hält, erfahren Sie in diesem Interview unserer Reihe #RIGKnachgefragt
Sie bewirtschaften im Rheinland einen Ackerbaubetrieb mit Zuckerrüben, Getreide und Raps. Wie kam es dazu und was sind die alltäglichen Herausforderungen?
Ich führe mit meinem Nachbarn seit über 50 Jahren eine Betriebskooperation und wir bewirtschaften unsere beiden Betriebe im Prinzip gemeinsam wie einen. Mein Nachbar besitzt rund 50 Hektar, ich besitze etwa 40 Hektar. Ich persönlich war bis zum Zeitpunkt meiner Rente 2014 Nebenerwerbslandwirt und bin seitdem wieder Vollerwerbslandwirt. Mein Nachbar und ich sind jedoch so ausgestattet, dass die anfallenden Arbeiten sehr gut durch eine Person zu schaffen sind. Beim Ackerbau ist es ja doch auch eine sehr saisonale Arbeit. Wir haben beispielsweise jetzt gerade den Weizen durchgedüngt und hoffen, dass es die nächsten Tage entsprechend ein wenig regnet. Nächste Woche werden wir die Unkrautbekämpfung durchführen. Dann haben wir jetzt kürzlich Champignonerde geliefert bekommen, welche ebenfalls nächste Woche ausgebracht und eingearbeitet werden soll. Wir haben für solche Arbeiten einige große Maschinen, welche im Übrigen alle in Kooperation benutzt werden, da diese für einen Betrieb alleine einfach zu teuer wären. Diese Kooperation hat damals bei meinem Vater begonnen, der vor 50 Jahren gemeinsam mit dem Nachbarn die erste gemeinsame Maschine gekauft hat. Das war damals ein selbstfahrender Mähdrescher, zu der Zeit eine Revolution auf dem Markt.
So kam damals der Nachbarsjunge auf meinen Vater zu und hatte gefragt, ob man denn nicht gemeinsam diese Maschine kaufen wolle, da es sich alleine für den eigenen Betrieb einfach nicht gelohnt hätte. Und so ging dies dann über den Mähdrescher hin zu den Traktoren, Sämaschinen, Pflug und generell allen Geräten, die wir im Betrieb besitzen. Humorvoll könnte man sagen: Das Einzige, was mir alleine gehört ist der Rasenmäher, die Motorsäge und meine Ehefrau. Dadurch, dass wir für beide Betriebe in allen Bereichen eine gemeinsame Maschine haben, sah es von der Zusammenarbeit her so aus, dass mein Nachbar alle Feldarbeiten übernommen hat. Dies lag vor allem daran, dass ich 37 Jahre lang außerhalb der Landwirtschaft in der Wirtschaft gearbeitet habe und mir entsprechend oft die Zeit gefehlt hatte. Momentan bereiten wir jetzt bei uns auf dem Hof eine Betriebsübergabe vor. Mein Sohn hat ebenfalls Landwirtschaft studiert und wird im Verlauf der nächsten Jahre den Betrieb übernehmen. Er hat zudem einen Sohn, der 2 Jahre alt wird und auch schon John Deere und Fendt voneinander unterscheiden kann, also wir sind da für die Zukunft gut gewappnet.
Mittlerweile führen Sie sehr erfolgreich einen eigenen Blog auf Ihrer Internetseite und sind Autor des Buches „Sauerei“. Wie kommt ein Landwirt dazu Blogger und Autor zu werden und was möchten Sie mit Ihren Veröffentlichungen erreichen?
Zunächst hatte ich das Bloggen eigentlich gar nicht geplant. Es hat damit begonnen, dass ich in den Ruhestand gegangen bin. In meinem Wohnort gibt es ein Neubaugebiet und ich habe gemerkt, dass die Menschen, die dort leben, größtenteils aus der Stadt kommen, dort auch weiterhin arbeiten, aber gerne auf dem Land wohnen möchten. Bei diesen Menschen habe ich festgestellt, dass sie doch relativ wenig Verständnis für das haben, was wir Landwirte eigentlich den ganzen Tag so tun. Beispielsweise wurde beim Ordnungsamt angerufen und sich über den Geruch beschwert, der entstanden ist, wenn wir Gülle gefahren haben. Oder Menschen sind mit ihren Hunden über Felder gelaufen, wo wir gerade frisch Weizen gesät haben, also es gab da wirklich mehrere Ereignisse.
Das entscheidende Ereignis war allerdings ein Sonntagabend, an dem wir Getreide gemäht haben, was damals einfach nicht anders möglich war. Daraufhin hat sich ein Anwohner beschwert, dass uns kurz nach 22:00 Uhr die Polizei gestoppt hat. Da dachte ich mir, das kann doch nicht sein. Wir mähen ja nur einmal im Jahr Getreide und dann beschwert sich ein Bürger wegen des Lärms. Daraufhin habe ich mich hingesetzt und mir überlegt wie ich die Mitbürger erreichen kann, habe einen Brief „Lieber Nachbar“ geschrieben und habe diesen einem Bekannten gegeben, der einen Blog „Frag den Landwirt“ hatte. Dort wurde mein Brief veröffentlicht und hatte direkt auf Anhieb mehr als 60.000 Leser. Danach hatte ich meine ursprüngliche Mission eigentlich erreicht und es hätte dabei bleiben können. Allerdings hatte ich etwas später meinem Nachbarn geholfen seine geernteten Pommes Frites-Kartoffeln zu beladen und ihn gefragt, welchen Preis er denn dafür bekommt. Das waren damals Kartoffeln außerhalb vom Vertrag und er hatte für 25 Tonnen 250 Euro bekommen, das heißt pro Kilo 1 Cent. Da hat mich die Wut erneut gepackt und ich habe mich daraufhin zu Hause an den PC gesetzt und einen Brief „Lieber Verbraucher“ geschrieben. Der Brief war alles andere als nett formuliert, ich habe ihn aber trotzdem wieder an meinen Bekannten mit dem Blog geschickt. Dieser wollte ihn anfangs eigentlich nicht veröffentlichen, weil der Brief recht frech formuliert sei und ich die Verbraucher sehr stark angreife. Das war mir aber egal und ich habe ihn dazu überredet den Brief zu veröffentlichen. Dieser Brief hat für sehr große Aufruhr gesorgt. Diese hat dazu geführt, dass der Brief auf Huffington Post veröffentlicht wurde, der größten Online-Zeitung der Welt.
Es wollten nach der Veröffentlichung sehr viele Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen mit dem „Wutbauer Willi“ sprechen, so wurde ich dann damals genannt. Daraufhin kam vom Piper Verlag die Anfrage, ob ich denn gerne ein Buch schreiben wollte und so ist das Buch „Sauerei“ entstanden und aktuell ist sogar das zweite Buch in der Mache. Das Buch „Sauerei“ ist aktuell bereits in der fünften Auflage erschienen, es scheint also ein Thema zu sein, das die Menschen interessiert. Inhaltlich geht es in dem Buch um die Geschichte meines Betriebes, von einem kunterbunten Hof mit Kühen, Schweinen, Hühnern, Enten, Ziegen, Schafen, Katzen, Hunden, etc. zu einem heutigen, relativ sterilen Ackerbaubetrieb und wie es dazu gekommen ist. Da hat ja eine allgemeine gesellschaftliche Entwicklung stattgefunden, die einige Betriebe betroffen hat. Daraufhin wurde ich sogar von Günter Jauch in die damalige Sonntag-Abend-Sendung eingeladen, habe mit Politikern wie Renate Künast und Journalisten wie Tanja Busse über Themen wie „Die Wut der Bauern- Sind unsere Lebensmittel zu billig“ diskutiert und wurde so im Prinzip zu einer Person des öffentlichen Lebens. Aber mir hat das Bloggen schon immer Spaß gemacht. Und nachdem ich gemerkt habe, wie viel Interesse da besteht und wie das aufgenommen wird, wenn sich ein Landwirt äußert, dachte ich mir, dass ich damit einfach weiter machen muss und so ist mein Blog entstanden.
Ich habe damit im Januar 2015 angefangen und es wurden mittlerweile insgesamt 2529 Beiträge in meinem Blog veröffentlicht, welche 96.960 Kommentare verursacht haben, was für einen Blog schon extrem hohe Zahlen sind. Der am meisten geklickte Artikel auf meinen Blog ist der schon angesprochene Brief „Lieber Verbraucher“, der mittlerweile mehr als 400.000 Leser hat. Aber die Reichweite ist hierbei nicht mal unbedingt mein Ziel. Mir geht es hierbei wirklich um die Diskussion. Ich freue mich natürlich, wenn viele Leute meinen Blog verfolgen, aber mein Antrieb ist es, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei finde ich es natürlich gar nicht schlimm, wenn jemand eine andere Meinung hat. Meine Mission ist es geworden meine Mitmenschen zu erreichen und ihnen klar zu machen, in welcher Situation wir Landwirte sind, dass wir allen ihren Wünschen entgegenkommen wollen und können. Ich möchte vermitteln, dass wir nicht unbedingt Massentierhaltung durchführen oder Unmengen an Pflanzenschutzmittel spritzen wollen. Wir können 100 Prozent bio-konform arbeiten, aber das muss halt von jemandem bezahlt werden. Und das ist das große Thema. Beispielsweise bei der Massentierhaltung wird über kaum ein anderes Thema mehr geschimpft als die Schweinehaltung. Gleichzeitig liegt der Marktanteil von Bio-Schweinefleisch in Deutschland jedoch nur bei 1,6 Prozent. Daran sieht man wie schizophren diese Thematik ist, dass man sich als Bürger gerne alles Mögliche wünscht, alles gut und toll sein soll, man als Verbraucher in letzter Konsequenz dann doch nach dem Preis und dem Portemonnaie entscheidet.
Wenn alle Menschen Bio kaufen würden, würden wir als Landwirte nur noch zu Bio-Bedingungen produzieren, aber es funktioniert nicht, wenn man solche Sachen fordert, im Endeffekt jedoch nicht bereit ist dafür zu zahlen und damit das System der Massentierhaltung beispielsweise fördert. Diese Sichtweise möchte ich so vielen Menschen wie möglich vermitteln. Und da habe ich glaube ich noch einiges vor mir, bis ich dieses Ziel erreicht habe, aber gerade das macht mir an meiner Arbeit Spaß und dafür habe und nehme ich mir auch gerne die Zeit. Natürlich gibt es Phasen, wo ich die Nase voll habe und mir denke, dass das sowieso nichts bringt. Das ist spätestens nach dem ersten Kommentar in dem steht, dass es klasse ist, was ich mache und dass ich gebraucht werde, wieder vergessen.
Sie hatten eingangs erwähnt, dass bei Ihnen auf dem Betrieb verschiedene Ackerbauarbeiten anfallen. Bei denen kommen Sie um die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln nicht herum. Dadurch sind Sie auf das PAMIRA-SYSTEM der Firma RIGK gestoßen. RIGK bietet aber auch als Systembetreiber der Initiative ERDE unter anderem die Rücknahme und Verwertung von Agrarfolien an, die beispielsweise bei der Spargelernte anfallen. Wie ist Ihre Einschätzung der Systeme von RIGK?
Bei den angesprochenen Ackerbauarbeiten müssen wir natürlich auf entsprechende Düngung und entsprechenden Pflanzenschutz achten. Hierbei verbrauchen wir entsprechende Mittel, von denen wir die leeren Kanister hier bei uns auf dem Hof in der Scheune sammeln. Und diese geben wir bei einer entsprechend gesammelten Menge über das PAMIRA-SYSTEM ab. Auf diese Weise bin ich dann der Firma RIGK begegnet. Wir haben hier bei uns in der Nähe eine große Genossenschaft. Diese Genossenschaft sammelt bereits seit sehr vielen Jahren an drei verschiedenen Standorten hier im Rheinland gebrauchte Spritzmittelverpackungen für das PAMIRA-SYSTEM. Ich bekomme die Abläufe also entsprechend seit einiger Zeit mit und bin überzeugt vom PAMIRA-SYSTEM, weswegen ich unter anderem auch schon einen Artikel in meinem Blog veröffentlicht habe.
Auf einer dieser Sammlungen habe ich Herrn Neck kennengelernt, welcher im Außendienst der Firma RIGK tätig ist. Er informierte mich tiefer über RIGK und deren Systeme und hat mir unter anderem das ERDE-SYSTEM näher gebracht. Dieser Rücknahmeservice spielt hier bei uns keine allzu große Rolle, da es hier im Rheinland wenig Grünlandbetriebe gibt, so dass Agrarfolien wie Silo- oder Stretchfolien kaum anfallen. Jedoch werden im Erdbeer- und Spargelanbau Folien benötigt. Diese Folien sind nur begrenzt haltbar und können optimaler Weise über das ERDE-SYSTEM in den Kreislauf zurückgebracht werden. Es fallen natürlich generell in der Landwirtschaft Agrarfolien an und ich persönlich kenne keinen Landwirt, der seine Folien nicht an das ERDE-SYSTEM abgibt. Ein wichtiger Punkt dabei ist natürlich das Verantwortungsbewusstsein der Landwirte, sich um eine geeignete Verwertung des Materials zu kümmern, gerade bei der ganzen Diskussion um Plastik im Meer beispielsweise.
Ich habe mir mal im Netz angesehen wie die Zahlen bezüglich des ERDE-SYSTEMS sind und ich muss sagen, dass ich da enorm beeindruckt bin, was die Rücknahmequote betrifft. Ich habe gelesen, dass mehr als 25.000 Tonnen Kunststoff über das ERDE-SYSTEM zurück in den Kreislauf gebracht werden, bei einer Recyclingquote von über 90 Prozent. Und das finde ich einfach großartig. Das ist eine sehr gute Sache und deswegen berichte ich gerne in meinen Blogs oder jetzt hier darüber. Ganz nach dem Motto: Tue Gutes und rede darüber! Was ich vor allem gut am ERDE-SYSTEM finde ist, dass es ja nicht von irgendeinem Gesetzgeber erzwungen wurde, sondern es sich um eine privatwirtschaftliche Initiative handelt. Das finde ich gerade als Landwirt sehr wichtig, da wir ja in vielen Dingen nur reglementiert werden und deswegen froh über solche Initiativen sind, die direkt mit dem Landwirt zusammenarbeiten und gemeinsam überlegen, wie ein Problem gelöst werden kann. Das ist eben beim ERDE-SYSTEM der Fall, welches zudem ja von der Handhabung sehr einfach ist. Man bekommt den Termin mitgeteilt, lagert seine Agrarfolien, egal ob das jetzt Ballengarne sind, Folien vom Spargel, Wickelnetze von Heuballen oder sonstige Folien, in jeweils einer bestimmten Ecke und kann sie entsprechend abgeben und sicher sein, dass diese in den Kreislauf zurückkehren.
Was ich abschließend in Verbindung zu meiner allgemeinen Mission als Blogger zum ERDE-SYSTEM oder allgemein zur Bedeutung des Kunststoffrecyclings in der Landwirtschaft noch sagen möchte, ist, dass dieses Thema noch deutlich stärker in den Köpfen der Menschen verankert werden muss. Es muss in die Gesellschaft gebracht werden, dass es die Systeme der RIGK gibt, welchen Anteil sie an der Rücknahme von Kunststoffen in der Landwirtschaft haben und wie verantwortungsbewusst RIGK damit umgeht. Wie ich schon erwähnt habe: Tue Gutes und rede darüber – sodass dieses Thema noch größere Aufmerksamkeit gewinnt und dadurch noch mehr Recycling erreicht werden kann. Es ist ja generell so, dass es in der Gesellschaft oft heißt, und das bekomme ich auch durch Gespräche mit Landwirten und Verbrauchern mit: „Schau mal da, da liegen Folien auf dem Feldern der Landwirte, das ist ja total schlecht für die Umwelt.“
Dass diese im Nachgang überwiegend durch eben diese Recyclingsysteme wieder zurück in den Kreislauf gehen und wiederverwertet werden sehen die wenigsten. Diese Thematik fällt in ein ähnliches Spannungsfeld wie die des Biofleisches und konventionelle Fleischerzeugung. Früher gab es ja so früh im Jahr auch noch keine Spargelfolien, da gab es den Spargel erst, wenn er aus dem Boden schaut. Heutzutage will der Verbraucher oder Großhandel den Spargel schon früher zu einem bestimmten Zeitpunkt, zu dem er dann in enormen Mengen geliefert werden muss. Gleichzeitig bemängeln die Verbraucher aber die Nutzung von Kunststoff in der Landwirtschaft. Das Gute dabei ist doch, dass die Folien über euch recycelt werden. Und da vermittle ich gerne in meiner Rolle als „Bauer Willi“ zwischen den Fronten, wie ich es auch bei den Landwirten und den Verbrauchern immer wieder tue.
Dann rufen Sie uns einfach an oder senden Sie uns eine E-Mail! Ihr Ansprechpartner hilft Ihnen gerne persönlich weiter mit zusätzlichen Informationen und berät Sie zu all Ihren Rücknahme- und Recyclingthemen.